Jan Schacher und Fragen der Professionalität
Labor statt Galerie, ...
Labor statt Galerie, wie ich es im vorigen Eintrag erwähnt habe, das handelt unter anderem von völlig unterschiedlichen Kommunikationsprozessen. Für mich ist es extrem aufschlußreich, den Leuten bei der Arbeit gelegentlich auf die Finger sehen zu können, auch Fragen beantwortet zu bekommen. Das wäre freilich nicht auf einer Bühne machbar, denn Menschen haben ihre bevorzugten Arbeitsweisen und -bedingungen. Die handeln eher selten von einer Inszenierung on stage.
Workshop-Zeit im MKL. Es liegt Zeug herum. Aluminiumprofile, elektronische Bauteile, Plexiglas-Platten, Kleinkram ohne Ende ... Jan Schacher (links neben Ritsch) „Wenn du das Problem nicht vor dir hast, findest du keine Lösung.“
Das klingt vielleicht auf erstes Hinhören etwas banal. Aber es betont eine wichtige Anforderung. Der Künstler Jan Schacher hat eine Basis als Musiker und Komponist, ist heute einer Praxis verbunden, die sehr stark an Raum orientierte Kunstwerke entstehen läßt. EDV-gestützt.
Der eingangs zitierte Satz ist auf die Notwendigkeit bezogen, in einem angemessen ausgestatteten Labor arbeiten zu können. Komplexe Werkzeuge, Technologie ... Schacher zieht eine Parallele: Als Musiker müsse er sich auf wenigstens 10.000 Stunden Praxis stützen, um über ein Instrument verfügen zu können. Mit auf Code basierenden Möglichkeiten verhalte es sich nicht wesentlich anders.
Ich mag natürlich Ansichten, durch die ich meine bevorzugten Auffassungen bestätigt finde, obwohl das zugleich eine massive Falle sein kann. Praxis. Professionalität. Arbeitszeit. Ich will gerne glauben, daß gelegentlich Kunstwerke von Relevanz gelingen, ohne daß besondere Mühe oder großer Einsatz dahinter nötig waren. Das soll vorkommen.
Aber in den meisten Fällen wird es wohl so sein, daß es -- ähnlich wie bei einer Tänzerin oder einem Geiger -- von Vorteil ist, wenn man seine Sache an wenigstens 360 Tagen im Jahr tagtäglich mehrere Stunden pflegt. Dann ist zumindest eine Grundlage für nennenswerte Ergebnisse geschaffen. Ganz egal, um welches Fach es sich handelt ...