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Wenn Kunst und Naturwissenschaft einander begegnen

quantum tunnel
 
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- Victoria Vesna im MedienKunstLabor - 

 

“Wenn man sich manche Bilder ansieht von den Atomen und Molekülen, wie sie unseren Kindern beigebracht werden in der Schule, da schaut alles starr aus wie diese 3D-Welt aus Plastik. So ist die Welt aber nicht.

Es ist alles im Fluss, in Bewegung: Partikel, Wellen. Deshalb habe ich angefangen, solche Darstellungen radikal in Frage zu stellen. Und ich glaube ehrlich, diese neue Wissenschaft braucht eine neue Form der Kunst, die Querverbindungen herstellt, Projektionen, und die Menschen dazu bewegt, sich die Welt, in der wir leben, anders vorzustellen – sie neu zu denken.“ (Victoria Vesna)

 

In den vergangenen paar Jahrzehnten haben Menschen große Veränderungen in mehreren langfristigen Bezügen bewältigt – zum Beispiel ihre Beziehung zu Zeit, Raum, Information, Individualität. Wir mühen uns ab, plötzliche Veränderungen zu verkraften – in den Größenverhältnissen, in Entfernung, in Geschwindigkeit, und unser Körper, unser Geist müssen diese Überzahl auf Schiene, in Einklang bringen.

 

Victoria Vesna versucht, höchst fortgeschrittene wissenschaftliche Forschung mit höchst aufmerksamen Überlegungen zu menschlichen Grenzen, Gewohnheiten und Ambitionen zusammen zu bringen, was gleichzeitig wichtige Überlegungen zur künftigen Verantwortung der Kunst aufzeigt.

Als Künstlerin wagt sie sich auf das Feld der experimentellen Naturwissenschaft: Sie verbindet dabei Neuerungen aus dem Chemie-, Biologie- und Physiklabor mit Ästhetik und der Kenntnis der conditio humana – dessen, was Menschsein bedeutet – und erschafft diese neu, als außerordentliches Kunstobjekt.

 

Der Quantum Tunnel ist ein Beispiel, wie Kunst störende, zerstörende naturwissenschaftliche und technische Neuerungen übersetzt; eine Reflexion darüber, wie die Gestalt des Künstlers sich nun wandelt von einem, der sich Dinge bildlich vorstellt und formt, zu einem grundlegenden Interpreten einer höchst dynamischen Wirklichkeit.

Was der Computer für Künstler geleistet hat, macht jetzt der Nano- Maßstab für Wissenschaftler: Er lässt sie neu auf den Geschmack der Macht und Möglichkeiten einer unverstellten, schrankenlosen Welt kommen. Sowohl Künstler wie Wissenschaftler jedoch suchen nach Wegen, das extrem Kleine, das extrem Große zu beschreiben, um es auf ein menschliches Maß zu bringen. Es gibt schließlich eine Grenze: Jenseits von ihr ist ‚mikro-’ zu klein für das menschliche Auge, und Komplexität wird schlicht überwältigend.

 

Quantum Tunnel ist überreich an Feldern der Sehnsucht – von Menschen, die sich wünschen, zu dem zurückzukehren, was man als menschliche Dimension wahrnimmt. Mit Hilfe einer Methode, die das Maß von unten, von der Basis nimmt, versucht die Installation das Unsichtbare sichtbar zu machen, aber auch Prioritäten neu zu setzen, so dass Menschen immer an erster Stelle stehen – vor einem  möglichen Feiern wissenschaftlichen Fortschritts.  (Mirjana Peitler)

 

 

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