Kurzfassung
von Sylvia Eckermann und Gerald Nestler
THE TREND IS YOUR FRIEND!
Eine performative mediale Anordnung von Sylvia Eckermann und Gerald Nestler Soundarchitektur: Peter Szely mit Einsatz des "mklAVE"
Eine Produktion des Medienkunstlabors Graz
Programm: MKL in Kooperation mit steirischer herbst 2009 Ort: MedienKunstLabor MKL im Kunsthaus Graz, Entwicklungs- und Umsetzungspartner: ICG TU Graz und IEM KU Graz, Technologiepartner
Zusammenfassung
Trends sind seit einigen Jahren voll im Trend. Neben Mode oder Gesundheit sind es zunehmend Analysen von Trends für die Waren- und Finanzströme einer globalen Ökonomie, die unsere Lebensumwelt prägen. Die avanciertesten Methoden etwa der Informationstechnologie, der Mathematik, Spieltheorie, Biologie, Psychologie oder Kognitionswissenschaften werden heute vernetzt, um die komplexen Vorgänge der Natur und das menschliche Verhalten zu verstehen. Aus gleichförmigen Daten sollen Muster extrahiert werden, die es erlauben, die Risiken der Wetteinsätze zu reduzieren.
Inwieweit wir hier Zeugen einer Veränderung gesellschaftlich verankerter Definitionen sind, die uns als Individuen und in unserer sozialen Einbettung betreffen, ist die Frage, die „The Trend Is Your Friend" stellt:
Werden wir, in dem wir Trends ‚richtig’ erkennen und auf sie setzen, Teil einer Ökonomisierung, die uns zwar Gewinn verspricht, uns aber gleichzeitig absorbiert? Wird jenes widerständige Individuum, das bewusst oder unbewusst gegen den Trend ‚setzt’, gesellschaftlich als Loser ausgesondert? Wäre also der titelgebende Freund in einer wissensbasierten Gesellschaft jener große Bruder, den Orwell für ein technisches Zeitalter gezeichnet hat, und in dem sich eine neue, wenn auch komplexere Gleichförmigkeit der Kontrolle einstellt, die uns die Zukunft in ihrer Hybris der Berechenbarkeit nimmt?
In „The Trend Is Your Friend“ sind wir eingeladen, diese Fragen selbst in performativer Weise durchzuspielen.
Eckermann und Nestler realisieren eine Installation, die im besten Sinne immersiv ist – wir BesucherInnen tauchen mit unserem sinnlichen Wahrnehmungsapparat aus dem realen Raum hinein in einen virtuellen, während unsere Körper sichtbar in der realen Welt zurückbleiben. Eine „Membran“ teilt Body und Mind, wir werden zu Joysticks. Wir erleben die Geburt von Trends, die aus dem ständigen und gleichgültigen Lauf der Welt herausbrechen und deren Existenz wir durch Kaufverhalten affirmieren oder durch ein Verkaufssignal zum Verschwinden bringen wollen. In diesem bildmächtigen Szenario, das die Anordnung eines spieltheoretischen Modells simuliert, thematisieren Eckermann und Nestler subtile Formen ökonomisierter
Disziplinierung und konsumistischer Selbstkontrolle.
Einen zusätzlichen performativen Aspekt erhält das Werk durch seine architektonische Positionierung:
Durch die Fenster des Medienkunstlabors hindurch können Passanten das Verhalten der in das Spiel der Trendsuche Versunkenen an Hand ihrer losgelösten – und damit im wahrsten Sinne des Wortes kopflosen – Körperbewegungen beobachten.